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Die ganze Zeit

Verfasser/in: Suche nach diesem Verfasser Egger, Oswald
Verfasserangabe: Oswald Egger
Jahr: 2010
Mediengruppe: B.Bell.Erw/L.narr.ad
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Zweigstelle: BBZ Bruneck Standorte: Egge Status: Verfügbar Vorbestellungen: 0 Frist:

Inhalt

Immer wieder seufzt jemand, er habe die ganze Zeit gewartet oder sie habe die ganze Zeit daran gedacht. Aber was ist diese ganze Zeit, wie lange dauert sie, wie umfangreich ist sie?
Oswald Egger, der Meister kühner poetischer Projekte, hat sich über die ganze Zeit drüber getraut. Sein Befund ist über siebenhundert Seiten stark. Und in dieser ganzen Zeit kommt so gut wie alles vor, was man sich in Erwartungsposition ausdenken kann.
Da sitzt ein recht fröhlicher Satz in der Seite: "Ich lutsch / die Schnauze / meiner Kuh und / muß schlucken." (19) Dann wird es tief Natur-poetisch "Die Blätter der nahen Birke lichtete der Regen regnend" (507) Oder aber es gibt Einleitungen zu einem Abenteuer Marke Robinson: "Aber die ganze Insel erhob sich und braust mit solchem Toben über meinem Kopf vor, daß ich blind die Hände spreize vors Gesicht. Fröstelnd schrumpft das Ineinanderübergehen und Verwachsensein bald gratgrau ins Finstere zurück; Graupen, und Glanz erkaltet." (288)
So viel ist gewiss, bei Oswald Egger gibt es kaum einen Satz, der auf den ersten Blick normal ausschaut, alles ist gedreht, ausgeufert, aus Versatzstücken des sprachlichen Kontinents zusammengesetzt. Andererseits gibt es so etwas wie eine poetische Ordnung, die Sätze stehen nicht zufällig herum und als Rätsel-Löser will der Leser natürlich diese geheime Ordnung ergründen.
Manche Textblöcke sind fast ein Ausschnitt einer Geschichte, fett gedruckte Sätze können Bildkommentare zu einem verloren gegangenen Bild darstellen, oft sind die Seiten aufgezwängt in zwei drei Spalten, dann gibt es wiederum ein semantisches Leerfeld, eingekreist von Sätzen aus der Natur.
Vignetten wuchern aus den Zeilen heraus oder gliedern die Seite nach einem imaginären Schaltplan angeordnet. Und immer wieder strecken kurze Partikel die Hand nach dem Leser aus und ziehen ihn in den Textblock hinein.
Schon vom Umfang her gleicht das Buch einem Messbuch, einer Bibel oder sonst einem für religiöse Zeremonien geeigneten Textspender, bei dem kein Ende anzusehen ist. Dieser Umfang, der auf jeder Seite ins Unendliche explodiert, ist auch notwendig, um dieses gigantische Thema darzustellen. Denn die ganze Zeit ist wahrscheinlich das größte Thema, das sich auf dieser begrenzten Welt irdisch ausfassen lässt.
Oswald Eggers lyrisches Giga-Werk ist ein Buch ohne Anfang und Ende, zeitlos, aufregend, und die einzelnen Sätze quiecken durchaus vor Fröhlichkeit, wenn sie vom Leser wahrgenommen und für kurze Zeit hoch gepoppelet werden. - Wundersam sinnlich!
Helmuth Schönleitner (Pool Feuilleton//www.biblio.at)

Details

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Verlag: Suhrkamp
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Systematik: Suche nach dieser Systematik 73 Südtirol schreibt
Interessenkreis: Suche nach diesem Interessenskreis Gedichte, Tirolensie
ISBN: 978-3-518-42133-8
Beschreibung: 738 Seiten
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Sprache: deutsch